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Pestalozzischule Aschersleben - Mai 2022

Wochenprojekt der Pestalozzischule vom 09.05. bis zum 13.05.2022

Die Autoren Jaroslav Rudis aus Berlin und Caroline Lo Nero aus Italien zu Gast

Jaroslav Rudis aus Deutschland

Diesen Text hat Jaroslav Rudis für die Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule mitgebracht:

Abfahrt!

Weg. Nichts wie weg. Ich stehe am Bahnsteig und warte auf meinen Zug. Ich schaue auf die Eisenbahnkarte von Europa, die ich mitgenommen haben. Europa liegt vor mir wie ein großes Tier. Ein wenig verschlafen. Doch vielleicht bin ich es, der hier verschlafen und müde ist. Diese Nacht habe ich nicht viel geschlafen. Wie so oft, wenn es auf Reisen geht. Doch diese Reise wird eine ganz besondere Reise sein.

Ich schaue auf die Karte. Die vielen Bahnstrecken sehen aus wie Adern, die das Riesentier Europa am Leben halten. Ich sehe Halle und ich sehe Berlin. Ich sehe Dresden und Prag. Wien und Budapest. Paris und London. Mailand und Rom. Madrid und Lissabon. Kopenhagen und Stockholm. Lviv und Odessa.

So viele Strecken. So viele Orte. So viele Bahnhöfe. So viele Möglichkeiten. Wo will ich hin. Was möchte ich sehen? Wen möchte ich treffen? Und wer möchte mich treffen?

Der Zug kommt und ich steige ein.

Carolina Lo Nero aus Italien

Diesen Text hat Carolina Lo Nero mitgebracht:

(Übersetzerin: Annette Schiller)

DIE KUTSCHE DES PITRÈ - DER GESCHICHTENSAMMLER

Als man noch mit der Kutsche reiste und Autos nur in den Köpfen einiger Wissenschaftler existierten, gab es einen kleinen Mann mit Bart und weißem Haar, der auf der Suche nach Geschichten durch die staubigen Straßen Siziliens streifte.

Und ja, Ihr habt richtig gelesen! Obwohl von Beruf Arzt, war Giuseppe Pitrè im Herzen ein echter Geschichtensammler. Wenn er feststellte, dass die Stühle in seiner Praxis länger als einen Tag leer blieben - ein Zeichen für den guten Gesundheitszustand seiner Patienten -, machte sich eine gewisse Euphorie in den Räumen seines Hauses breit. "Maruzza! Packen Sie den Koffer, wir fahren los! Antonio, spannen Sie die Pferde vor die Kutsche, wir gehen auf die Geschichtensuche!" Die Bediensteten, die schon an die Exzentrik des Arztes gewöhnt waren, sputeten sich und taten wie ihnen geheißen. Die Koffer wurden hinten gut verschnürt, aber die Tasche mit den Notizbüchern und Stiften wurde direkt neben den Kutschbock gestellt, denn jeden Moment konnte eine Geschichte auftauchen, und wehe, wenn nicht sofort ein Notizbuch und ein Stift zur Hand war, um sie aufzuschreiben!

Giuseppe Pitrè konnte tagelang, manchmal sogar wochenlang unterwegs sein, und wenn er zurückkehrte, war seine Kutsche immer schwerer als bei der Abreise, weil er so viele Menschen getroffen und so viele Geschichten aufgeschrieben hatte. Und die Reise war weder ermüdend noch langweilig, denn die Figuren in den Geschichten, die er gesammelt hatte, waren immer da, um ihm Gesellschaft zu leisten. Durch ihre Geschichten hatte Giuseppe Pitrè von außergewöhnlichen Wesen gehört, wie Colapesce, einem Jungen namens Nicola, der durch einen Fluch halb in Mensch, halb in Fisch verwandelt worden war, von den Franziskanerbrüdern, die die Höhle entdeckten, in der der Riese Polyphem Zuflucht gefunden hatte, von Prinzessinnen, die neidisch auf das Glück ihrer eigenen Schwester waren, von weisen und sprechenden Papageien und vielem anderen mehr.

Die Jahre vergingen, und unserem Geschichtensammler kam es in den Sinn, es sei an der Zeit, sich einen oder vielleicht sogar zwei Helfer zu suchen. Der Sommer stand vor der Tür und mit der morgendlichen Post war eine frohe Nachricht eingetroffen: Bald würden die Zwillinge aus Deutschland kommen! Clara und Hans, seine Enkelkinder... "Maruzza! Packen Sie den Koffer! Antonio, striegeln Sie die Pferde! Wir brechen bald auf!"

Montag/Dienstag

In der Schreibwerkstatt hatten die Kinder am Montag und Dienstag Zeit, die Texte von Jaroslav Rudis und Carolina Lo Nero fortzuschreiben. Die Ergebnisse wurden am Dienstagmittag in einer Lesung vorgestellt.

Bilder aus der Lesung mit den beiden Autoren vom Dienstag:


Mittwoch/Donnerstag/Freitag

Ein Blick in die künstlerischen Werkstätten

Ab Mittwoch arbeiteten die Kinder der Pestalozzischule in 5 künstlerischen Werkstätten. Hier ging es darum, in den jeweils angebotenen Techniken Illustrationen zu den entstandenen Texten zu erschaffen. Hier sehen wir Bilder aus den Werkstätten:

Werkstatt Malerei
Projektleitung: Emmanuel Schulze - Künstler aus Halle

In der Malwerkstatt entstanden Malereien zu den geschriebenen Texten.

Bilder aus der Malwerkstatt:

Ergebnisse der Malwerkstatt:

Werkstatt Buchkunst
Projektleitung: Claudia Richter - Buchkünstlerin aus Halle

Illustrationen und das gebundene Buch standen in dieser Werkstatt im Mittelpunkt. Es entstanden kleine Bücher in den unterschiedlichsten Bindungsarten.

Bilder aus der Buchwerkstatt:

Einige Ergebnisse der Buchwerkstatt:

Textilwerkstatt
Leitung: Birgit Domke - Textilkünstlerin aus Halle

In dieser Werkstatt wurden die entstandenen Geschichten mit textilen Techniken illustriert. Genäht, gestickt - mit Hand und mit Nähmaschine...

Bilder aus der Textilwerkstatt:

Ergebnisse aus der Textilwerkstatt:

Keramikwerkstatt
Leitung: Werner Fritz - Bildhauer aus Aschersleben

In dieser Werkstatt wurde mit Ton und Speckstein gearbeitet. Es entstanden Figuren, die sich inhaltlich auf die entstandenen Texte beziehen.

Bilder aus der Keramikwerkstatt:

Ergebnisse der Keramikwerkstatt:

Theaterwerkstatt
Werkstattleitung: Angelika Mühlbach - Theaterpädagogin aus Thale

Eigentlich sollte in dieser Werkstatt Theater gespielt werden. Die Kinder haben sich jedoch für die Illustration von Büchern interessiert. So entstanden auch in dieser Werkstatt gemalte und gezeichnete Bücher.

Fotos aus der Werkstatt:

Ergebnisse aus der Theaterwerkstatt: