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Rückblick

Stadtentwicklung wird in Aschersleben als ganzheitliche Aufgabe verstanden und fußt seit Mitte der 1990er Jahre auf den drei Säulen des städtischen Leitbildes: Wirtschaft, Bildung und Stadtumbau. Bauliche Veränderungen gehen immer Hand in Hand mit inhaltlichen Zielsetzungen. Dank dieser strategischen Ausrichtung hat Aschersleben in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen Wandel erlebt. Vom Image der grauen Stadt, die alle nur vom Durchfahren kannten, ist nicht mehr viel geblieben.

Drei Prozesse bzw. Ereignisse haben einen besonders bedeutsamen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung geleistet: die Innenstadtsanierung, die IBA Stadtumbau 2010 und die Landesgartenschau 2010.

In der Bildergalerie finden Sie einige Vorher-Nachher-Impressionen der vergangenen Jahre.

Über 20 Jahre Innenstadtsanierung

Die Stadt sanierte mit Hilfe der Förderprogramme „Stadtsanierung“ und „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bereits einen beachtlichen Teil der historischen Bausubstanz. Die alte Schönheit der Ackerbürgerstadt ist wieder zu sehen und zu spüren.

Internationale Bauausstellung IBA Stadtumbau 2010

Von 2003 bis 2010 war Aschersleben Referenzstandort der Internationalen Bauausstellung (IBA) Stadtumbau 2010, die sich in Sachsen-Anhalt mit dem Umbau schrumpfender Städte beschäftigte. Die beteiligten 19 IBA-Städte entwickelten mit Unterstützung von Experten des Bauhauses Dessau Ideen, wie mit den Auswirkungen des demografischen Wandels kreativ umgegangen werden kann.

Ausgangslage 2003

Folgende Faktoren bestimmen im Jahr 2003 u.a. die Ausgangslage:

Aschersleben hatte seit 1990 rund 7.000 Menschen durch Abwanderung verloren. Die Einwohnerzahl war von 33.000 auf 26.000 gesunken. Prognosen sagten für das Jahr 2020 eine Zahl von 20.000 Einwohnern für die Kernstadt (ohne Ortschaften) voraus.

In den zu DDR-Zeiten erbauten Neubaugebieten (Plattenbauweise) wuchsen die Leerstandsquoten in den verschiedenen Quartieren nach der Wende sukzessive an. Im Wohngebiet Helmut-Welz-Straße am nordöstlichen Stadtrand war die Quote mit 40 Prozent eine der höchsten im Stadtgebiet.

In Aschersleben treffen drei Bundesstraßen aufeinander. Zudem gab es keine Umgehungsstraße. Die Folgen waren ein enormes Verkehrsaufkommen auf der Durchfahrtsstraße und damit verbunden eine große Beeinträchtigung der Wohnsituation durch Lärm und Abgase. Im Jahr 2003 war die Leerstandsquote entlang dieser Straße auf ca. 40 Prozent angewachsen.

Die drei Hektar große innerstädtische Industriebrache OPTIMA, ehemals die Bestehornsche Papierdruckfabrik, verschandelte als größter städtebaulicher Missstand das Stadtbild. Das Hauptgebäude befindet sich direkt an der Ortsdurchfahrt und wirkte extrem Image schädigend. Die Flächen waren für die Bevölkerung nicht begehbar.

Auf der anderen Seite verfügte Aschersleben, die älteste Stadt Sachsen-Anhalts, über eine gut erhaltene Bausubstanz in der historischen Altstadt. Die Stadtsanierung ist seit 1990 bereits gut vorangeschritten.

Das Aschersleber IBA-Thema: Von außen nach innen

Kann eine Stadt schrumpfen, ohne dass die Lebensqualität für die Bevölkerung sinkt? Oder könnte eine solche Entwicklung nicht sogar eine Chance für mehr Lebensqualität sein? Aschersleben nahm sich dieser Fragen als eine der ersten Städte in Sachsen-Anhalt an und stellte sich den damit verbundenen Herausforderungen.

Der Ausgangslage entsprechend lautete das Aschersleber IBA-Thema „Von außen nach innen – Konzentration auf den Kern“. Stärkung des Zentrums bedeutete für Aschersleben, wichtige Einrichtungen wie Schulen und Behörden vom Stadtrand ins Zentrum zu verlagern, attraktiven Wohnraum in der Altstadt zu schaffen und den Einzelhandel zu stärken. Schwächung der Ränder hieß, Wohnblöcke, Leitungen und sogar Schulen an der Peripherie zurückzubauen.

In Aschersleben hatte die IBA drei Kernprojekte: die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt zur DRIVE THRU Gallery, die Umwandlung der Industriebrache OPTIMA zum Bildungszentrum Bestehornpark und die Revitalisierung des Eine-Flusslaufs zwischen dem Wohngebiet Pfeilergraben und der Altstadt.

DRIVE THRU Gallery

Die entscheidende Schnittstelle zwischen „außen“ und „innen“ ist in Aschersleben die Bundesstraße, die sich wie eine Klammer um die Altstadt legt. Diese Ortsdurchfahrt hat über Jahrzehnte das negative Image von Aschersleben bestimmt, denn 17.000 Autos, darunter viele Lastkraftwagen, bahnen sich dort täglich auf drei Bundesstraßen ihren Weg durch die Stadt. Sie verursachen Lärm und hinterlassen Dreck.

Der Leerstand entlang dieser Verkehrsschneisen wuchs stetig und betrug auf seinem Höhepunkt rund 40 Prozent. Herkömmliche stadtplanerische Methoden griffen nicht mehr und so entschied sich die Stadt, marode Bausubstanz abzureißen und so Platz für Neues, für Nahversorger, Gewerbebetriebe, Bildungseinrichtungen, aber auch für Kunst zu schaffen.

An diesem Punkt entstand die Idee der DRIVE THRU Gallery, einer Galerie, die Kunst für Autofahrer erlebbar macht. Baulücken wurden mit künstlerischen Installationen oder temporären Interventionen geschlossen. Großformatige Bilder, Fotografien und Schülerkunst, Lichtinstallationen, Recyclingmöbel und kreative Sichtschutzwände sind seither zu bestaunen. An vielen Stellen entstand ein neuer urbaner Raum, der zur Auseinandersetzung mit alltäglichen Seh- und Lebensgewohnheiten anregt. Die weitere Bespielung der DRIVE THRU Gallery ist auch nach Beendigung der IBA erklärtes Ziel der Stadt.

Hier finden Sie noch mehr Informationen zur Drive Thru Gallery.

Bestehornpark

Das Bildungszentrum Bestehornpark, im Jahr 2003 noch eine verfallene Industriebrache des ehemaligen VEB OPTIMA, vor 1945 Bestehornsche Papierwarenfabrik, war das zentrale Projekt im Rahmen der IBA Stadtumbau in Aschersleben.

In seiner Dimension einer Kathedrale gleich, dominiert das Produktionsgebäude von Stadtbaurat Hans Heckner aus dem Jahr 1911 die übrigen Bauten der Stadt. Aufgrund seiner strategischen Lage an der Bundesstraße und am Rande der Altstadt sowie nicht zuletzt aufgrund seiner ideellen Bedeutung für die Aschersleber kam der Revitalisierung dieser Industriebrache eine herausragende Rolle im IBA-Prozess zu.

Der ehemals nach außen abgegrenzte Ort wurde nach einem Entwurf des Büros ‚Lederer+Ragnarsdóttir+Oei‘ (Stuttgart) geöffnet und ein großer Bildungscampus entstand, der durch die landschaftsgärtnerische Konzeption der Landesgartenschau zusätzlich einen grünen Park erhielt. Während der Schau im Jahr 2010 beherbergte der Riegelneubau die Blumenhalle und eine Kunstausstellung.

Nach Umbau und Sanierung beherbergt das Bildungszentrum heute zwei Grundschulen, eine freie Sekundarschule, Unterrichtsräume der Fachhochschule Polizei, die Kreativwerkstatt der Stadt Aschersleben sowie die Grafikstiftung Neo Rauch.

Im Jahr 2012 hat die Stadt Aschersleben das Bildungszentrum um eine Zweifeldsporthalle ergänzt. Im Jahr 2014 wurden die Außensportanlagen fertiggestellt.

Flusslauf der Eine

Das Harzflüsschen Eine durchfließt den südlichen Teil Ascherslebens und ergänzt fast spiegelbildlich den Innenstadtring, der die Altstadt umfasst. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung gelang es der Stadt durch eine geschickte Bodenpolitik, Flächen von Eigentümern zu erwerben und so den Flussverlauf in weiten Teilen für neue Gestaltungsmöglichkeiten zu gewinnen, um ihn dann der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Folge entstanden ganze Uferzonen neu, die vorher über Jahre überwuchert und brachliegend aus dem Bewusstsein der Aschersleber verschwunden waren.

Ein flussbegleitender Weg ist landschaftsgärtnerisch gestaltet worden, der sowohl zum Radfahren als auch für einen Spaziergang oder als Laufstrecke genutzt wird. Die „Eine-Terrasse“ an der Steinbrücke, eine Teilfläche der Landesgartenschau, fügte sich darin nahtlos ein. Die Eine-Terrasse bietet Sitzplätze im Grünen und überspielt einen Geländesprung, der mit einer weiten Wiese an der Eine endet. Heute spielen hier wieder Kinder und Sonntagsausflügler können sich zum Picknick treffen. Ein Durchbruch durch eine alte Friedhofsmauer führt direkt in den Stadtpark mit dem Rosarium und dann weiter zum Bestehornpark.

Das Büro ‚lohrer.hochrein landschaftsarchitekten‘ (Magdeburg) plante die Gestaltung der Ufer der Eine und gab dem neuen Landschaftsraum eine völlig neue Prägung. Neue Wegebeziehungen sind entstanden, ökologisch und atmosphärisch ist das Projekt ein Zugewinn für die Lebensqualität in der Stadt.

Die an die Eine grenzenden Grundstücke haben an Wert gewonnen und sind für eine Bebauung attraktiver geworden. In der Zukunft stehen hier Grundstücke für eine Ausdehnung des Stadtkerns zur Verfügung.

(Quelle: Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010. Aschersleben, Publikation des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Text: Cornelia Heller)

Landesgartenschau 2010

Im Jahr 2010 war Aschersleben 170 Tage lang der grüne Mittelpunkt im Land Sachsen-Anhalt. Vom 24. April bis 10. Oktober 2010 fand die 3. Landesgartenschau Sachsen-Anhalts an der Eine statt.

Die Stadt Aschersleben hatte sich um die Landesgartenschau 2010 mit dem übergeordneten Stadtumbauziel beworben, die historisch bedeutsamen Grünanlagen im Stadtzentrum so aufzuwerten und miteinander zu verknüpfen, dass die Innenstadt in ihrer Wohn- und Zentrumsfunktion gestärkt wird. Das Aschersleber Leitmotiv des Stadtumbaus "Von außen nach innen – Konzentration auf den Kern" durchzog auch die Planungen zur Landesgartenschau. Darüber hinaus sollte die Gartenschau dazu beitragen, Aschersleben dauerhaft touristisch zu profilieren – als attraktive, grüne Stadt mit einer reichen Historie.

Zehn Jahre vergingen von der Idee bis zur Umsetzung. 40 Millionen Euro wurden in die Parks und die angrenzende Infrastruktur investiert.

Die Landesgartenschau war mit 557.000 Besuchern nicht nur eine sehr erfolgreiche Großveranstaltung, sondern für die Stadt Aschersleben in erster Linie ein großer Meilenstein der Stadtentwicklung. Verzahnt mit der Internationalen Bauausstellung katapultierte das Konzept die Innenstadtentwicklung auf eine neue Qualitätsebene.

Das häufig gebrauchte Wort Nachhaltigkeit bedeutete in Aschersleben konkret, die Innenstadt durch die Umwandlung ehemaliger versiegelter Brachflächen in offene Grünflächen der Landesgartenschau noch attraktiver zu machen, um so die Funktion der Innenstadt als Wohn- und Lebensort für die Bevölkerung zu stärken. 

Heutiges Image

Die älteste Stadt Sachsen-Anhalts ist heute ein reizvolles Ausflugsziel mit grünen Gärten, bunter Architekturvielfalt und reicher Kulturlandschaft, ein Bildungsstandort mit modernen Schulen und ein Wirtschaftsstandort mit erfolgreichen Gewerbegebieten und einem funktionierenden Einzelhandel. 

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