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Sekundarschule Burgschule - Januar 2022

Wochenprojekt der Sekundarschule Burgschule - Januar 2022

Die Autoren Juliane Blech und Giuliano Logos zu Gast

Juliane Blech aus Deutschland

Das ist der Text, den Juliane Blech für die Kinder der Burgschule mitgebracht hat. Diesen Text haben die Kinder fortgeschrieben und ab Mittwoch dann künstlerisch umgesetzt.

Kann leicht sein

Rahaf ist sieben Jahre alt. Sie wohnt in einem Haus, in welchem viele Menschen wohnen, so viele, dass sie gar nicht weiß, wer alles dort wohnt. Das Haus ist hoch. Mehr als 12 Etagen.

Es gibt schönere Häuser. Ganz unten im Haus lebt ein alter Mann, das weiß sie, denn Rahafs Mutter kennt ihn schon lange und gut. Manchmal kauft sie für ihn mit ein. Er heißt Anton. Seit einiger Zeit besucht Rahaf ihn immer mal wieder. Er ist Schriftsteller, sagt die Mutter. Und Rahaf ist neugierig. Sie will wissen was er schreibt, was er macht. Sie hat viele Fragen und der alte Anton hört ihr zu und er sucht sogar nach Antworten auf ihre Fragen.

Du schreibst also Geschichten, sagt Rahaf. Ja, wenn ich kann, sagt der Mann. Kann doch nicht schwer sein was zu schreiben, sagt sie. Es ist schwerer, als du denkst, doch es wird leichter, wenn man genug weiß. Du weißt doch aber viel, oder? Er wackelt nur leicht mit dem Kopf. Schreibst du gerade was? Nein, antwortet er. Bist du viel alleine? Anton zögert. Ja, sagt er dann, ja doch, ich bin viel nur mit mir zusammen hier. Deswegen schreibst du, meint Rahaf. Weswegen, fragt er? Weil du allein bist. Nein, so würde ich das nicht sagen. Aber du denkst dir Geschichten aus? Die Welt, sagt er, hat viele Geschichten. Die alle zu erzählen, alle aufzuschreiben, festzuhalten ist unmöglich. Warum festhalten? Weil das schön ist, sagt er. Aber wir können uns auch eine Menge ausdenken, nicht wahr? Ja, sagt Rahaf, alles! Schreiben was man denkt oder sich ausgedacht hat ist schwieriger. Genauso, wie wenn du jemandem etwas sagen möchtest. Du sagst du nur die Hälfte oder redest vorbei, sagst vielleicht gar nichts, oder was ganz anderes. Warum, unterbricht ihn Rahaf, die nicht ganz versteht, was er jetzt meint, du musst die Geschichte doch nur erzählen. Ja, erwidert er, doch es wird immer etwas fehlen. Findest du nicht, dass vielen Geschichten etwas fehlt? Weiß nicht, erwidert Rahaf, ich finde du machst es dir ziemlich schwer. Sagst doch selbst, dass genug Geschichten da sind. Da kannst du doch schreiben, schreiben, bis dir die Finger abfallen. Wäre schrecklich, sagt er. Was? Wenn mir die Finger abfallen. Aber du schreibst gerade nichts? Nein, nichts los in meinem Kopf, leer, wie ausgekippt. Nee, meint Rahaf. Doch, sagt Anton. Du bist alt. Anton zuckt mit den Schultern. Musst doch wissen, wie alt du bist. 89? Er zuckt mit den Schultern und steht auf. Ich mache mir einen Kaffee, willst du auch einen? Rahaf lacht. Lieber Kakao. Der Kakao, den er macht schmeckt lecker. Bei ihm gibt es immer einen Berg Sahne dazu, Sahne aus einer Sprühflasche, die ihre Mutter niemals kaufen würde. Wenn der Berg weg ist, greift er nochmals zur Flasche und sprüht einen neuen in die Tasse. Kaffee und Kakao sind schnell gemacht. Rahaf nascht den ersten Berg runter. Wie spät ist es, fragt sie. Gleich halb fünf. Dann geh ich, wenn ich ausgetrunken hab. Du kannst mir ja eine Geschichte schreiben, sagt sie, die kannst du mir wenn ich das nächste Mal komme vorlesen. Nein, sagt er, ich schreibe nicht für Kinder. Machs einfach mal, erwidert sie. Schreib einfach von einem Fluss. Einem Fluss? Fragt Anton. Ja, so einen richtig langen, so wie der Mississippi in Amerika. Von dem hat mir meine Mama erzählt und ich finde den Namen so lustig. Meinst du, dir fällt dazu was ein? Da kommt bestimmt wieder was rein in deinen Kopf, oder? Mississippi, erwidert Anton, du hast Ideen. Doch ja, das Wort ist schön, verspielt ist es. Also fällt dir was ein? Weiß nicht, sagt er, was soll denn dort sein, am Mississippi? Na ja, da kann man vielleicht am Ufer eine Flaschenpost finden oder eine Hütte bauen und dann passiert irgendwas, das musst du dir doch ausdenken. Schreibe du doch eine, meint Anton. Ich kann noch nicht so viel schreiben. Dann, sagt er, erzählst du mir das nächste Mal eine und wenn sie mir gefällt, schreib ich sie auf. Nee, sagt Rahaf, ich erzähle eine und du schreibst eine, dann haben wir zwei! Und ehe der alte Anton noch was sagen kann, schlürft sie den letzten Schluck Kakao runter, springt auf, ruft Tschüss und jagt ins Treppenhaus, die Stufen hoch bis in die 12 Etage. Der alte Anton sitzt vor seinem Kaffee und überlegt, was er schreiben könnte. Er nimmt einen Stift vom Tisch, greift seinen Block, auf dem sich gerne Notizen macht oder herumkritzelt und schreibt:

Giuliano Logos aus Italien

Und diesen Text hat Giuliano Logos mitgebracht.

(Übersetzung: Annette Schiller)

Gott der Reisenden    

Bruder oder Schwester/jenseits dieses Ufers, Berges oder Tals

Wenn auch du Sehnsucht hast nach Orten/ In die du noch nie einen Fuß gesetzt hast/ wenn du nicht siehst, sondern spürst, wie eine Flamme leuchtet in den Kehle/ von unbekannten Menschen und Kontinenten/ von Flüssen und Feuern, in die du eintauchen möchtest und als ein anderer wieder herauskommst/ wenn auch du dieses heutige Hetzen/ mit Erschrecken eher als einen Nagel in der Wand empfindest/ denn als einen wilden und freudigen Schrei in der Nacht

Ich wünsche dir, so du es willst/ ein Leben als fließender Merkur/ aus lebendigem Silber, das deine Knochen mit Mondlicht färbt/ mit Grüßen, zur Feier und zum Abschied, an jedes vergangene Ich/ Und wenn dir die Hand zittert, denke daran, dass/ jede Weggabelung nur ein neues Blutgefäß ist, das sich seinen Weg bahnt/ um ein neues Glied zu versorgen/ Fein geäderte Spuren auf den Kissen, in die du geweint hast,/zeichnen die Seekarten deines lebendigen Schicksals/ jenseits von Zeit und Raum/ jenseits des Zements und des Schlamms, die nur von enttäuschten Vorstellungen vibrieren

Ich segne deinen Weg/ mögest du immer wissen hinter dir zu lassen, was du warst/ und anzunehmen, was du werden wirst

Kein Licht scheine auf die geschlossenen Türen

Und eine blasse Haut wird nie heller schimmern/ als der Stahl, der sie versehentlich verletzt hat,/ als die Nadel, die den Schnitt genäht hat,/ als die weiße Narbe, die zurückbleibt, um davon zu erzählen

Dies alles sollst du sein, Lass dies dein Gepäck sein

Gott der Reisenden/ Von dem, was wir waren, wohin wir noch gehen/ möge dieser Wunsch immer wahr bleiben/ dass jeder Glaube an die Zukunft/ wird, sprießt auf den Straßen/ die gelebte Seite eines Reisetagebuchs

Montag/Dienstag

Lesung und Arbeit an Texten

Am Anfang der Projektwoche stand die Präsentation der Texte der beiden Autoren Juliane Blech und Giuliano Logos. Am Montag und Dienstag schrieben die Kinder an der Fortsetzung der ihnen präsentierten Texte. Am Dienstag wurden diese Texte präsentiert. Mittwoch bis Freitag stand die Gestaltung von Illustrationen und Büchern zu den geschriebenen Texten im Zentrum. Die Ergebnisse seht ihr am Ende.

Bilder der Lesungen am Montag und Dienstag:

Mittwoch-Freitag

Jetzt folgen Bilder aus den verschiedenen Werkstätten und von den Arbeitsergebnissen am Ende der Projektwoche:

Malwerkstatt - Malbücher - Künstlerbücher
Kursleiter: Emanuel Schulze, Künstler aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 12
Klassenstufe: 5

Ein Blick in die Malwerkstatt:

Werkstatt Malerei/Grafik

Projektleitung: Sven Großkreutz, Maler und Grafiker aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Bilder aus der Werkstatt Malerei Grafik unter Leitung von Sven Großkreutz:

Werkstatt Buchkunst
Projektleitung: Rita Lass, Buchkünstlerin aus Halle

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Diese Bücher entstanden in der Werkstatt Buchkunst:

Werkstatt Objekte
Projektleitung: Thomas Planck, freischaffender Künstler aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Bilder aus der Objektwerkstatt unter Anleitung von Thomas Planck:

Keramikwerkstatt
Projektleitung: Simone Henninger, Künstlerin aus Halle/Saale, Werner Fritz aus Aschersleben

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Bilder aus der Keramikwerkstatt:

Textilwerkstatt
Projektleitung: Birgit Domke, Dipl.-Textilkünstlerin aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Bilder aus der Textilwerkstatt:

Schmuckwerkstatt
Projektleitung: Nicole Lehmann, Dipl. Schmuckkünstlerin aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 10
Klassenstufe: 5

Einige Bilder aus der Schmuckwerkstatt:

Werkstatt: Trickfilm – „Alles Trick“
Projektleitung: Olaf Ulbricht, Diplomgrafiker und Mediengestalter aus Halle/Saale

Teilnehmer: max. 8

Klassenstufe: 5