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Datum: 13.01.2023

Vor dem Hohen Tor 3 zu neuem Leben erwacht

Um hervorragende und innovative Leistungen bei der Durchführung von Baumaßnahmen und bei der Gestaltung von Fassaden in Aschersleben anzuerkennen und zu fördern, lobt die Stadt Aschersleben jährlich den Baupreis aus. Die Preisjury hat sich für die Preisvergabe an die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH für die Sicherung und Erweiterung des Wohngebäudes Vor dem Hohen Tor 3 entschieden.

Marode, verlassen und in desolatem Zustand: An den einstigen Anblick des Gebäudes Vor dem Hohen Tor 3 können sich wohl viele von uns noch gut erinnern. Umso erfreulicher ist es zu sehen, welches Juwel die AGW zwischen September 2020 und April 2022 daraus gemacht hat. Unter Berücksichtigung des historischen Bestandes, einschließlich der ursprünglichen Grundrissgestaltungen, wurden im Zuge der Sanierung des Gebäudes zeitgemäße Wohnungen und Aufenthaltsflächen geschaffen. Insgesamt sind im Objekt drei Wohnungen mit unterschiedlichen Größen und Nutzungseigenschaften entstanden. Im Erdgeschoss ist eine vom Hof über eine Rampe erreichbare barrierearme 2-Raum-Wohnung mit 65,80 m² entstanden; weiterhin befindet sich im Erdgeschoss eine kleine 2-Raum-Wohnung mit 50,90 m² und im 1. Obergeschoss eine große 3-Raum-Wohnung mit 98,90 m² und großer Dachterrasse zum Innenhof.

Energetisch wurden das Bestandsgebäude und der neu errichtete Anbau auf den aktuellen Stand der Energieeinsparverordnung gebracht. Bei den eingesetzten Bauprodukten wurde darauf geachtet, dass diese im Wesentlichen aus natürlichen Materialien bestehen. Alle neuen Außenwände wurden aus hochwärmegedämmten Mauerwerkssteinen errichtet. Im Innenhof wurde entlang der westlichen Grundstücksmauer ein eingeschossiger Anbau als zusätzlicher Wohnraum und eine Rampenanlage zur barrierefreien Erschließung der Wohnung 2 an das bestehende Wohngebäude errichtet. Das Dach des Anbaues dient für die Wohnung des Obergeschosses als Terrasse. Das hofseitige Nebengebäude dient als Pkw-Einstellplätze sowie sonstige Lager- und Abstellräume.

Das Haus ist mit verschiedenartig gegliederten Holzfenstern und –türen nach historischem Vorbild ausgestattet. Der Fachwerkoberstock wurde freigelegt und rekonstruiert. Die monocrome Farbgestaltung betont durch Licht und Schatten die aufwändige Profilierung der Holzteile, ohne aufdringlich zu wirken. Das Dach ist mit altstadtgerechten, naturroten Berliner Bibern eingedeckt und wurde straßenseitig aus gestalterischen Gründen mit Gauben versehen, obwohl sich keine Aufenthaltsräume dahinter befinden. Bemerkenswert sind die liebevoll gestalteten straßenseitigen Tür- und Toranlagen aus Stahl. Die Metallkonstruktion der Toranlage wurde bewusst in der offenen Variante gewählt um eine ungehinderten Einblick auf den schönen Innenhof zu gewährleisten.

Die Sanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Wohngebäudes wurde stil- und denkmalgerecht in hoher Qualität ausgeführt. Besonders hervorzuheben sind die stilgerechten Ausführungen der straßenseitigen Tür- und Toranlage aus Stahl, des hofseitigen eigenständigen Nebengebäudes mit steinsichtigem Mauerwerk und ansprechender Fenstergliederung. Nach historischer Dokumentation wurde auch das Treppenhaus saniert und in den ursprünglichen Zustand versetzt.

Mit dem Rückbau und der Entkernung wurden immer massivere Bauschäden ersichtlich. Gerade die Holzbauteile waren aufgrund der früheren Überformungen des Gebäudes massiv geschädigt. In Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde das straßenseitige Fachwerk des Obergeschosses sowie des Ostgiebels unter Wiederverwendung der vorgefundenen Fachwerkhölzer und unter Verwendung von Altholz aus anderen Bauprojekten komplettiert. Der Architekt, Herr Jürgen Beuchert, hat es verstanden, die von der Denkmalpflege und Stadtplanung an das Haus gestellten gestalterischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Die Fassade wurde, um der städtebaulichen Bedeutung des Hauses gerecht zu werden und die verschiedenen Zeitschienen des Hauses zu harmonisieren, monochrom farbig gefasst. Das Dach wurde straßenseitig mit altstadttypischen Gauben gegliedert.

Die Sanierung und Erweiterung des Wohngebäudes wurde handwerklich besonders sachgerecht und in besonders hoher gestalterischer Qualität ausgeführt. Stellvertretend dafür stehen die Rekonstruktion des straßenseitigen Fachwerkes mit Schiffskehlen und die gestalterisch ungleichmäßige Dacheindeckung mit naturroten Tonziegeln. Genannt seien auch die liebevoll gestaltete straßenseitige Tür- und Toranlage aus Stahl sowie das Nebengebäude aus Klinkermauerwerk.

Für die in besonderem Maße innovative und hervorragende stil- und denkmalgerechte Sanierung des Wohngebäudes Vor dem Hohen Tor 3 verleiht die Preisjury den diesjährigen Baupreis an die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH.

Herzlichen Glückwunsch!